Etwa jeder zehnte Hund hat Herzprobleme. Bei den über sieben Jahre alten Senioren ist es bereits jeder vierte. Dabei sind kleine bis mittlere Hunderassen wie Dackel, Terrier oder Schnauzer besonders häufig betroffen.
Medikamentös behandelt lässt sich bei Herzkrankheiten bei Katzen und Hunden jedoch meist eine Verbesserung der Lebensqualität und ein verlangsamtes Fortschreiten der Erkrankung erreichen. Als Tierernährungsberater, Trainer oder Physiotherapeut macht es Sinn zu wissen, welche Herzmedikamente für Hunde und Katzen eine Rolle spielen.
Zu deiner Information findest du daher im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Herzmedikamente für Hunde und Katzen.
Ziele der Herzmedikamente
Die grundsätzlichen Ziele der Medikamente fürs Herz sind
- das Fortschreiten der Herzprobleme zu verlangsamen und
- eine bessere Lebensqualität für das Tier zu schaffen.
Zu dem Zweck gibt es verschiedene Präparate. Welche davon dem jeweiligen Hund oder der Katze verabreicht werden, hängt unter anderem von der genauen Erkrankung des Herzens ab. Aber auch das Stadium der Erkrankung, in welchem das Tier sich befindet, spielt eine Rolle. Die Entscheidung, welches Medikament geeignet ist, die Ausgabe des Mittels und die genaue Beratung übernimmt der Tierarzt.
Da ich es jedoch sinnvoll finde, dass auch andere mit Hunden und Katzen arbeitende Berufsgruppen sowie Tierhalter über das Thema Bescheid wissen, gebe ich Euch hier gerne eine Übersicht über die wichtigsten Medikamentengruppen bei Herzerkrankungen an die Hand.
DIURETIKA: Entwässerung zur Entlastung des Herzens
Diuretika sind harntreibende Medikamente, die zur Entwässerung eingesetzt werden.
Hat eine Katze oder ein Hund – beispielsweise durch eine Herzschwäche oder Herzklappeninsuffizienz – Ödeme (vor allem Lungenödeme oder Wasseransammlungen im Brustkorb), belastet das das Herz. Es entsteht ein Teufelskreis, der sich nur schwer stoppen lässt.
Um für Entlastung zu sorgen, kann zeitweise oder dauerhaft ein Diuretikum eingesetzt werden, um die Flüssigkeitsmenge, die vom Herz bewegt werden muss, zu reduzieren. Das führt im besten Fall auch dazu, dass das Tier wieder belastbarer ist.
Furosemid (bekannt unter dem Markennahmen Dimazon) ist ein Diuretikum, das oft bei herzkranken Hunden, aber auch Katzen zur Anwendung kommt. Weitere Entwässerungsmedikamente sind Torasemid und Spironolacton.
Sogenannte Schleifendiuretika wirken an den Henleschen Schleifen in der Niere und sind eher für den kurzzeitigen Einsatz vorgesehen.
Leider kommt es bei regelmäßigem Einsatz zu einem Gewöhnungseffekt. Die Dosis muss oft immer weiter hochgeschraubt werden.
Achtung: Der Hund oder die Katze wird deutlich mehr trinken und somit öfter Wasser lassen, wenn er/sie ein Diuretikum erhält. Die Gassirundenfrequenz ist dann zu erhöhen. Frisches Wasser sollte immer zur Verfügung stehen!
Außerdem ist es bei der Einnahme von entwässernden Mitteln wichtig, dass der Elektrolyt-Haushalt regelmäßig kontrolliert wird. Die Aufnahme und Gewichtung von Mineralien in der Fütterung sollten insbesondere Tierernährungsberater stets im Blick behalten. Ein häufiges Problem bei tierischen Herz-Patienten, die entwässernde Medikamente erhalten, ist ein Kaliummangel.
ACE-HEMMER: Gefäßerweiterung und Blutdrucksenkung
ACE-Hemmer sind eine wichtige Wirkstoffgruppe für herzkranke Hunde und Katzen.
Sie gehören zur Basistherapie bei Herzerkrankungen in der Tiermedizin. ACE-Hemmer erweitern die Gefäße und senken so den Blutdruck der Tiere. Der Widerstand, gegen den das Katzen- bzw. Hundeherz arbeiten muss, reduziert sich. Bekannte Herzmedikamente für Hunde und Katzen aus dem Bereich der ACE-Hemmer bzw. Handelsnamen sind Ramipril, Enalapril, Benazepril (Fortekor®) und Imidapril.
ALDOSTERON-ANTAGONISTEN: machen das Herz elastisch
Diese Wirkstoffgruppe wirkt am Aldosteron-Rezeptor. Sie blockiert die Wirkung von Aldosteron. In der Folge steigen in der Niere der herzkranken Tiere die Natriumausscheidung und die Kalium-Retention (Zurückhaltung). Und warum das Ganze?
Auf diese Weise fördern Aldosteron-Antagonisten ebenfalls die Ausschwemmung von Ödemen. Sie werden in der Tiermedizin als Herzmedikament für Hunde und Katzen eingesetzt, um eine Herzinsuffizienz zu behandeln. Sie können Umbauprozesse des Herzens verlangsamen und dazu führen, dass das Herz elastisch bleibt.
INODILATOREN
Inodilatoren gehören zu den moderneren Herzmedikamenten für Haustiere. Sie stellen eine Kombination aus den früher häufig verwendeten Herzglykosiden (z.B. Digoxin, Methyldigoxin) und den heute beliebten ACE-Hemmern dar. Damit vereinen sie zwei wichtige Wirkungen:
- die Steigerung der Herzkraft und
- die Senkung des Blutdrucks durch Gefäßerweiterung
Eine Form der Indolatoren sind Ca-Sensitizer. Diese bewirken eine Calcium-Sensibilisierung in den Zellen und eine Hemmung eines Enzyms namens Phosphodiesterase. Bei geringem Sauerstoffverbrauch kann sich so eine dennoch gute Arbeitsleistung des Herzens einstellen. Ein häufig angewendetes Mittel unter den Herzmedikamenten für Hunde und Katzen ist Pimobendan (ein Handelsname ist Vetmedin®), das außerdem die Kontraktionsfähigkeit der Herzmuskeln fördert.
ANTIARRHYTHMIKA
Antiarrhythmika kommen in der Tiermedizin zum Einsatz, wenn ein Herz überlastet ist und ein unregelmäßiger oder zu schneller Herzschlag diagnostiziert wird. Unter anderem werden diverse Beta-Blocker (beispielsweise Propranolol oder Atenolol bei Katzen) als Antiarrhythmikum eingesetzt. Diese haben das Ziel,
- die Herzfrequenz zu senken,
- für einen gleichmäßigen Herzschlag zu sorgen und
- das Herz somit zu entlasten.
Die meisten dieser Herzmedikamente für Hunde und Katzen müssen die Tiere ein Leben lang einnehmen. Wichtig ist, dass die Verabreichung von Herzmedikamenten bei Katze und Hund regelmäßig und kontinuierlich erfolgt. Wer Probleme bei der Einhaltung der Zeiten hat, stellt sich einen Alarm im Handy ein oder nutzt ein Medikamenten-Tagebuch – das hilft!
Speziell bei herzkranken Katzen: Blutverdünner
Wenn es um Herzmedikamente für Katzen geht, stellen Blutverdünner eine häufig genutzte Therapieoption dar.
Katzen, die herzkrank sind, neigen zur Bildung von Blutgerinnseln. Daher ist hier häufig eine medikamentöse Blutverdünnung angesagt. Diese verhindert, dass Blut gerinnt und Gefäße verstopft. Während der Goldstandard hier ehemals das aus der Humanmedizin bekannte Aspirin war, wird heute häufig ein neuer Wirkstoff eingesetzt: Clopidogrel. Eine noch effektivere Methode zur Vorbeugung von Thromben bei Katzen ist das Injizieren von Heparin. Da dies jedoch eine gewisse Compliance seitens der Besitzer erfordert, wird diese Handhabung eher selten umgesetzt.
Herzmedikamente für Haustiere: Mein persönlicher Tipp
Ich selbst habe mit meinem Hund die Erfahrung gemacht, dass es mit der Zeit erforderlich sein kann, die Herzmedikation anzupassen. Wir sind mit einem Medikament gestartet und mittlerweile bei vier (und zeitweise mehr) Präparaten angekommen. Daher vorweg mein Tipp für alle, die einen Hund oder eine Katze mit Herzproblemen halten oder behandeln: Lasst regelmäßige Verlaufskontrollen machen bzw. empfehlt diese – es lohnt sich, hierfür einen Tierkardiologen aufzusuchen.
Weitere Tipps für den Umgang mit herzkranken Katzen und Hunden, welche die medikamentöse Therapie unterstützen:
- salzarme Diät (ab einem fortgeschritteneren Stadium)
- optimales Gewicht
- Vermeidung übermäßiger körperlicher Anstrengungen (wichtig zu beachten etwa bei der Tierphysiotherapie und im Hundetraining)
- Vermeidung von Stress, Schaffung von Ruhezonen
- regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- bei Herzmedikamenten für Hunde und Katzen die wichtigste Voraussetzung: konsequente und regelmäßig Medikamenteneinnahme täglich und lebenslang
Hast du bereits mit einem herzkranken Hund oder einer Katze mit Herzkrankheit gearbeitet..?
Ob Tierphysiotherapeut/in, Tiertrainer/in, Ernährungsberater für Tiere o.ä.: Deine Erfahrungen hiermit würden mich sehr interessieren. Oder hältst du sogar selbst ein Haustier mit Herzerkrankung? Lasse mich und andere gerne daran teilhaben und teile deine Erfahrungen in den Kommentaren. Ich freue mich sehr auf die Interaktion mit dir!
Hallo, mein Hund Schröder hat eine linksseitige Mitralklappeninsuffizienz und bekommt 2x tgl Vetmedin eine dreiviertel Tablette. Vor ungefähr 8 Monaten hat er epileptische Anfälle Ursache ungeklärt. Häufig in der Nacht – hecheln dann umfallen aber bei Bewusstsein. Jetzt hat ihm die Kardiologin Diamazon 40 mgl. 2x tgl 1/2 Tablette verschrieben. Dadurch wird jedoch das Epilepsiemittel Levetiracetam Accord 500 mg 3x tgl. ausgeschwemmt und es kommt zu Anfälle. Jetzt habe ich schon bei Kardiologen und Neurologen und Haustierarzt nachgefragt, was ich machen soll – keiner weis Rat. Ich bin verzweifelt. Es muss doch möglich sein die Tabletten zeitlich so einzunehmen, dass sie sich nicht beeinflussen – Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir einen Rat geben.
Hallo liebe Christine, leider darf ich aus rechtlichen Gründen keine Therapieempfehlungen/ärztlichen Rat geben. Ich kann dir nur ans Herz legen, dich mit verschiedenen Spezialisten zu vernetzen, um den bestmöglichen Therapieplan für deinen Hund zu erstellen bzw. diesen zu optimieren. Gerade an den Uni-Kliniken wird viel geforscht und die Mitarbeitenden dort haben meist viel aktuelles Fachwissen und innovative Ideen. Vielleicht hilft dir das ja zumindest ein wenig weiter. Ich wünsche euch alles Gute!